Die Bedeutung eines Freien Trauredners
- Veröffentlicht von GreatLife.Academy
- Kategorien Allgemein, Ausbildung
- Datum 10. Januar 2025
Inhalt
Die Bedeutung eines zeremoniellen Redners, bzw. Trauredners
im Verbindungs- & Übergangsritual einer Hochzeit
Eine psychologisch-pragmatische Betrachtung von Hochzeiten als Übergangsrituale und der besonderen Bedeutung eines zeremoniellen Redners diese Erfahrungsräume zu gestalten.
Ein einzigartiger Moment
Eine Hochzeit ist ein einzigartiger und bedeutsamer Moment im Leben von zwei Menschen. Es ist der Tag, an dem nach einer langen Geschichte der vielen kleinen Jas ein Paar dieses eine, große Ja zueinander sprechen. Inmitten all der Planungen, Vorbereitungen und Aufregungen steht ein besonderer Akteur im Rampenlicht: der Freie Trauredner, bzw. wie ich ihn treffender benennen möchte: der zeremonielle Redner. Aber was macht die Rolle eines zeremoniellen Redners bei einer Trauung so bedeutend und unverzichtbar? Was ist die Aufgabe eines Trauredners in dem Spektakel einer Hochzeit? Was unterscheidet ihn von einem Festtagsredner, von Rednern überhaupt? Und ist eine zeremonielle Orientierung bei einer Trauung überhaupt noch zeitgemäß? Ist es nicht moderner eine Trauung einfach als Ansprache mit ein paar symbolischen Extras zu verstehen und gut?
Rituale die einen Übergang markieren
Um einen passenden Einstieg in diese Fragen zu finden, müssen wir etwas weiter ausholen. Im Laufe eines Lebens durchlaufen wir Menschen immer wieder kleinere und größere, aber immer bedeutende und entscheidende Phasen. Im Tagesrhythmus sind das Phasen wie Aufstehen, Arbeit, Freizeit und Zubettgehen. Im Jahreswechsel haben wir Feste wie Geburtstage, Weihnachten & Sylvester, Fasching und den Frühlingsbeginn, Mittsommer, Thanksgiving, oder den Tag der Toten (Dias de los muertos). Und natürlich die ganz persönlichen, entscheidenden Übergangsphasen wie die Geburt eines Kindes, Hochzeit und Beerdigungen.
Psychologische Bedeutung von Ritualen
Alle diese Phasen haben eines gemeinsam: Wir Menschen ritualisieren diese Übergänge. Beim aufstehen läuft das vom Wecker beenden – Zähneputzen > Kaffee machen > ins Auto steigen genauso automatisch, wie die Routinen bei der Arbeit, beim nachhause kommen, die Freizeit zu gestalten oder beim Zubettgehen. Auch Weihnachten, Fasching, oder Geburtstage haben einen recht organisierten Ablauf, der das Geschehen erwartbar macht. Genauso wie Beerdigungen oder Hochzeiten das tun. Diese innere Ordnung gibt eine zeitliche Orientierung, schafft Sicherheit und vermittelt das Gefühl von Kontrolle. In einem Satz gesagt: Rituale helfen, Übergänge zu bewältigen, erleichtern die Anpassung an neue (Er-)Lebensphasen und geben Raum, Veränderungen anzunehmen und ihnen einen Platz zu geben.
Psychologisch gesehen hilft ritualisiertes Erleben Stress abzubauen, Erleben positiv zu gestalten und die eigene Unsicherheit vor Neuem gut zu managen. Rituale machen es unserem Gehirn einfach, Übergänge zu gestalten, beruhigen unser Fight-Flight Zentrum und schaffen Raum, aus dem Alltäglichen auszusteigen und wie von einer erhöhten Position aus, sich dem Neuen entspannt und aufmerksam zu widmen. Sie stärken unser Gefühl der Selbstwirksamkeit, Resilienz und unser psychisches Wohlbefinden.
Symbole & symbolische Handlungen und ihre Bedeutung für Rituale
Viele “Erlebnis-Konzepte” die uns in diesen Phasen begegnen sind komplex und im Detail nicht ganz einfach zu ergreifen. Denken wir an einen Geburtstag. Hier kommen Dankbarkeit über 365 Tage vergangenes Erleben zusammen mit der Hoffnung auf positive, neue Erlebnisse im nächsten Jahr, unzählige komplexe Wünsche wie: Gesundheit, Wohlstand, gute Beziehungen, oder sächliche Dinge, die für bestimmte Erlebnisse stehen. All das findet zusammen in einem Symbol und einer symbolischen Handlung, in einem Kuchen mit brennenden Kerzen, die man ausbläst und sich was wünscht.
Ähnlich komplex sind Anlässe wie Freie Taufen, Abschiedsfeste (Beerdigungen) oder eben Hochzeiten. In der Regel begehen wir sie als Zeremonien um diese Übergänge von Lebensphasen in einem geschützten und sicheren, zeremoniellen Raum entspannter und selbstwirksam erleben zu können. Wir wollen Altes dankbar abschließen, oder gehen lassen und uns auf Neues einstimmen und ausrichten. Auch hier spielen Symbole und symbolische Handlungen eine wichtige Rolle. Sie fassen komplexe Lebenskonzepte zusammen und machen sie wortlos erlebbar.
Um fokussiert und exklusiv diese Momente erleben zu können, hilft es, den Kuchen nicht selbst zu backen, die Urne nicht selbst zum Grab zu tragen, nicht Einzug, Trausegen, oder Ringtausch selbst anzumoderieren. Ein professioneller Moderator ist von Nöten, der symbolische Handlungen einführt und anleitet. Beim Geburtstagfeiern mag es der Lebenspartner sein, der zum ausblasen der Kerzen auffordert, bei Zeremonien ist es der zeremonielle Redner.
Gerade bei freien Trauung wird das deutlich: Durch persönliche Worte, rituelle Moderation und symbolische Handlungen schafft der zeremonielle Redner einen Erlebnisraum der Tiefe hat, berührt und dazu einlädt, aus dem Alltäglichen heraus zu treten und sich ganz auf das kommende Neue einzulassen. Psychologisch könnte man im Kontext einer Übergangsphase dies auch als “Priming” beschreiben. Die Art und Weise WIE wir dem neuen Abschnitt begegnen wollen, in welcher Qualität und Perspektive, kann im Kontext der Zeremonie als Übergangsritual eingeübt werden und als Blaupause für die zukünftige Lebensgestaltung dienen. Abstrakte Konzepte wie liebevolle Partnerschaft, Ehrfurcht und Dankbarkeit, genauso wie persönliche Werte und Überzeugungen finden im Kontext dieses Rituals ihren Platz.
Ziel und Zweck der zeremoniellen Rede
Im rituellen Kontext einer Trauung, ist zwar auch die Rede markanter und zentraler Bestandteil der Zeremonie, bei weitem aber nicht wichtigster Beitrag des zeremoniellen Redners. Durch persönlich gestaltete Worte, in denen sich Brautpaar und Gäste abgeholt fühlen und wiederfinden, lässt sich ein hoher Grad an Identifikation durch Vertrautheit, Sicherheit und Bindung zum Redner gestalten. Bleiben diese Worte aber Selbstzweck und betten sich weder in das größere Ganze ein, noch führen irgendwo hin, verliert auch die Zeremonie als Übergangsritual an Bedeutung. Gerade auch die Ansprachen in einer Zeremonie wollen alle Beteiligten einladen, den Übergang von A nach B gemeinsam zu gestalten. Sie wollen das Gemeinschaftsgefühl fördern, die soziale Bindung stärken und eine von allen akzeptierte Perspektive auf das Neue initiieren.
Aus Freund und Freundin werden nun Partner, werden nun Ehepartner. Aus Sohn und Tochter werden Schwiegersohn und Schwiegertochter. Aus Vater und Mutter Schwiegereltern und aus zwei Familien wird nun eine Großfamilie mit eigenen Sitten, Bräuchen und Festen. Das ist ein Übergang, der jeden Anwesenden betrifft und weit über die persönliche Beziehungsgeschichte hinausweist. Diesen Übergang will man meistern, will man erleben, will man einüben und erste Schritte tun. Gemeinsam. Das sollten die Worte eines zeremoniellen Redners bei einer freien Trauung auch leisten.
Vertrauen, Sicherheit und Bindung die durch die persönlich und individuell ausgestalteten Reden entstehen können dabei helfen, neue Wege qualitativ zu erleben. Diese der zeremoniellen Rede innewohnende Aufgabe unterscheidet sich doch deutlich von klassischen Festtagsreden oder der Aufgabe eines traditionellen Speakers.
Achterbahn der Gefühle
Allein das sog. “SetUp” eine Trauung, alleine, dass sich Freunde und Familien zusammen hinter dem Brautpaar setzen, beide mit dem Blick nach vorne, in die Zukunft gerichtet sitzen und ein “Redner” im Mittelpunkt des Geschehens auftaucht, hat eine nicht zu unterschätzende Symbolkraft. Allen Anwesenden, vor allem dem Brautpaar ist bewusst, was sie zelebrieren wollen und haben sich wochen- und monatelang darauf vorbereitet. Diese Gefühle finden ihren Weg, das ganz persönliche Erleben in jeder Phase einer Freien Trauung zu bestimmen. Ob beim Einzug, Ansprache, oder dem eigentlichen Trauakt.
In die Achterbahn der Gefühle wird ein geschulter zeremonieller Redner gezielt eingreifen und sie entsprechend der Dramaturgie leiten. Es geht nicht immer um bedeutungsschwere Aussagen. Leichte und fröhliche Beiträge helfen zu entspannen und durchzuatmen, gekonnte Pausen erhöhen die Spannung vor den Trauversprechen. Das Ritualdesign, besonders im Hinblick auf das emotionales Erleben steht bei der Vorbereitung und Ausarbeitung im Vordergrund. An ihm orientiert sich die wilde Fahrt der Gefühle und führt zu einem glücklichen Abschlusserleben.
Varianz, Einfühlungsvermögen, Fachwissen und Professionalität sind bei zeremoniellen Rednern ausgeprägt. Es geht nicht nur darum, historische Highlights aus dem Beziehungsleben von zwei Menschen in einer bedeutungsschweren Ausdeutung zu rezitieren, vielmehr geht es darum, gemeinschaftlich einen Übergang erlebbar zu gestalten, der zum einen durch unterschiedliche emotionale Phasen bis zu einem Höhepunkt führt, zum anderen aber auch stets auf den Anlass, das zukünftige Erleben des Brautpaares ausgerichtet bleibt.
Das doppelte JA
Genau dazu haben zwei Menschen gleich zwei Jas auf den Lippen. Ein Ja für die Liebe und ein Ich will für die gemeinsame Zukunft. Im Trauversprechen selbst liegt der Schlüssel der ganzen Zeremonie und findet daher auch genau an diesem Punkt ihren Höhepunkt.
Diesen Höhepunkt gilt es rituell und sprachlich vorzubereiten. Beginnend bei den ersten Gesprächen zur Vorbereitung, über die kurze Begrüßung vor der Trauung, über Einzug, Ansprachen, Trauakt und Verabschiedung, all diese Bausteine bilden die Basis, auf der das Brautpaar einmal dieses doppelte Ja sich zusprechen will. Trägt dieses Fundament, wird es ein tiefes, bedeutsames und berührendes Erleben unterstützen und die Zeremonie als Übergangsritual unvergesslich werden lassen.
Steht dieses Fundament nur in Fragmenten, wird die Freie Trauung immer noch zu einem festlichen Event werden, im Erleben als bedeutsames Ritual aber verlieren.
Professionalität und Organisation
Die besondere Bedeutung eines zeremoniellen Redners wird auch im Vorfeld schon deutlich. Wo der traditionelle Redner sich vor allem um die Inhalte seiner Rede kümmern wird, geht der zeremonielle Redner mehrere Schritte weiter: Er bereitet sein Brautpaar auf das Ritual vor. Ausführlich wird er die einzelnen Phasen der Trauung und des Erlebens erläutern und den Fokus des Paares auf die Möglichkeiten lenken, was an Bedeutungs- und Erlebnistiefe vor ihnen liegt.
Es wird deutlich: unbefangenes Erleben wird sich erst einstellen, wenn Professionalität Vertrauen und Sicherheit schafft, unbeschwert sich in diesen ganz besonderen Erlebnisraum hinein zu öffnen. Das ist der Job eines zeremoniellen Redners, das ist, was an Bedeutung seiner Arbeit zukommt.
Fazit
Die Bedeutung eines zeremoniellen Redners für Freie Trauungen reicht weit über das Offizielle oder Unterhaltende hinaus. Er trägt dazu bei, dass die Hochzeit zu einem unvergesslichen Erlebnis wird und allen ermöglicht, den Übergang einer Lebensphase in eine Andere entspannt und mit viel positivem Erleben ermöglicht. Durch den gezielten Einsatz von symbolischen Handlungen, einfühlsamer Moderation und Hinführung, persönlichen Worten und empathischer Persönlichkeit ist seine Aufgabe, nicht nur das Brautpaar, sondern alle Anwesenden durch die Zeremonie zu führen und am Ende in eine neue Wirklichkeit zu entlassen.
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Ausbildungen & Fortbildungen für Freie Redner | Trauredner | Trauerredner
Die GreatLife.Academy bietet Ausbildungen, sowie Fort-/Weiterbildungen für Freie Redner, Trauredner & Trauerredner. Kurse werden online, sowie in Präsenzseminaren auf Mallorca angeboten. Teilnehmer beenden ihre Ausbildung mit dem zertifizierten Abschluss: "Master of Ceremonies". Dieser Abschluss hebt sich gegen den immer profaner werdenden Trend ab, Übergangsrituale, wie Hochzeiten oder Beerdigungen als ritual- und traditionsbefreite Feste zu begehen und gibt diesen wieder Tiefe und Fokus auf das Wesentlich: Dem tiefen Erleben von Menschen an einem Scheidepunkt in ihrer Vita.